• Wiebke Salzmann

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Die Krimikarte „Inklusen“

„Was für ein Teufelszeug hast du mir denn da gegeben? Das ist voll mit Arsenik! Wo hast du das her?“

Titel der Krimikarte

Hannah findet ihren Großonkel tot auf dem Teppich – Herzversagen, immerhin war er schon über 80 Jahre alt. Doch dann entdeckt Hannah, dass ihr Großonkel vergiftet wurde. Bald ist dessen Sohn Oliver des Mordes überführt und verurteilt. Doch nichts ist so, wie es scheint – noch nicht einmal die alte Bernsteinkette …

Krimikarte „Inklusen“. In diesem Krimi geht es nicht um eine Sage, sondern um Bernstein.

Klappkarte (6-seitig) im DL-Format mit Heft (24 Seiten) im DIN-A6-Format
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In diesem Krimi geht es um Bernstein – auf der Rückseite der Karte (und in den nächsten Textabschnitten dieser Webseite) finden Sie Wissenswertes zum Finden und Erkennen von Bernstein.

Bernstein, das Gold der Ostsee

Bernstein, das Gold der Ostsee

Foto einer Zuckmücke in Bernstein
Eine echte Inkluse: Eine ca. 1 mm große Zuckmücke in einem Bernstein von der Ostsee, etwa 30 bis 50 Mio. Jahre alt. Diesen Bernstein habe ich nicht am Strand gefunden, sondern gekauft.

Mit etwas Glück kann man an den Ostsee-Stränden Mecklenburg-Vorpommerns Bernstein finden – das 40 bis 50 Millionen Jahre alte Harz der Bernsteinkiefer, deren Wälder sich damals hier erstreckten.

Mit sehr viel Glück findet man sogar Bernstein mit Inklusen – so bezeichnet man im Stein eingeschlossene Tiere oder Pflanzenteile.

In der Antike und im Mittel­alter wurden dem Bernstein heilende Kräfte zuge­schrieben, in der Homöo­pathie gibt es auch heute Medikamente, die Bernsteinsäure enthalten.
Rezepte für die Verwendung von gemahlenem Bernstein sind u. a. aus dem 17. Jh. überliefert. Ob es wirklich hilft oder schadet, weiß ich nicht, das fragen Sie am besten Ihren Arzt ...

Foto der Kirche des Klarissenklosters in Ribnitz-Damgarten
Blick auf das Klarissenkloster in Ribnitz-Damgarten

Im ehemaligen Klarissenkloster in Ribnitz-Damgarten befindet sich heute das Deutsche Bernsteinmuseum. 1325 begann man mit dem Bau des Klosters, von den ursprünglichen Klostergebäuden gibt es nur noch die Kirche aus dem 14. Jh. Ab 1954 entstand dann das Bernsteinmuseum.
Wenn es einem nicht selbst gelungen ist, Bernstein mit Inklusen zu finden, kann man sich hier einige schöne Exemplare ansehen.

Bernstein suchen und erkennen

Bernstein suchen und erkennen

Foto vom Darsser Weststrand
Unter anderem am Weststrand vom Darß kann man nach Stürmen Bernstein finden.

Die Dichte von Bernstein ist nur wenig höher als die von Wasser. Das bedeutet, dass er leicht von Stürmen vom Grund des Meeres aufgewühlt und an den Strand gespült werden kann. Das geht umso leichter, je höher die Dichte des Wassers ist. Die Dichte des Wassers aber nimmt mit sinkender Temperatur zu – bei 4 °C hat sie ihr Maximum erreicht, darunter nimmt sie wieder ab. Ebenso bewirkt die Zugabe von Salz, dass sich die Dichte des Wassers erhöht.

Am leichtesten findet man Bernstein daher nach Winterstürmen mit auflandigem Wind. Weshalb die Bernsteinsuche eine kalte Angelegenheit sein kann ...

Um zu erkennen, ob man tatsächlich Bernstein gefunden hat, kann man verschiedene Tests durchführen:

Der durch Reibung elektrisch aufgeladene Bernstein wird in die Nähe des dünnen Wasserstrahls gehalten und verbiegt diesen. Erläuterungen zur Reibungselektrizität finden Interessierte hier: https://physik.wissenstexte.de/wimshurst.htm, Stichwort: Reibungselektrizität.

– Man kann ihn verbrennen. Wenn der Stein brennt und würzig duftet, dann war es tatsächlich Bernstein. Leider ist er aber danach beschädigt oder sogar verschwunden. Besser ist daher eine

– Man kann seine Dichte prüfen: Löst man etwa 3 Esslöffel Salz in einem Viertelliter Wasser auf, schwebt Bernstein in dieser Lösung. Echte Steine sinken zu Boden.

– Reibt man Bernstein an einem Wolltuch, lädt er sich elektrostatisch auf und zieht anschließend Papierschnipsel an oder verbiegt dünne Wasserstrahlen. Dieses Phänomen war bereits den alten Griechen bekannt, deshalb benannte man die Elektrizität nach dem griechischen Wort Elektron für Bernstein.

Vorsicht – man kann Bernstein mit angeschwemmtem Phosphor aus Weltkriegsbomben verwechseln und sich Verbrennungen zuziehen, da dieser sich selbst entzünden kann. Informieren Sie sich!

Leseprobe aus dem Krimi „Inklusen“

Leseprobe aus dem Krimi „Inklusen“

Das Cover zum Krimi 'Inklusen'
Das Cover des Krimis „Inklusen“

Dieser Krimi gehört nicht in die Reihe um die Kommissarin Katharina Lütten und Johanna.

Die nächsten Tage vergingen wie im Nebel für Hannah, sie besuchte die Vorlesungen, gab auch Doreen das Bernsteinpulver. In den Zeitungen wurde Ernst mit Nachrufen bedacht. Hannah reali­sierte erst jetzt, wie bekannt ihr Großonkel als Fachanwalt – eigentlich schon Staranwalt – für Außenhandelsrecht gewesen war. Sie begriff allmählich, wie wenig sie im Grunde von ihm wusste, ihre Gespräche hatten sich meist um Fachliches gedreht. Ihre Mutter hatte nie viel von der Familie ihres Mannes gehalten und daher kaum von den Mitgliedern dieses Zweiges erzählt. Hannahs Vater, der Neffe von Großonkel Ernst, lebte seit einigen Jahren nicht mehr.

Als es mal wieder an der Zeit war, die Sachen für den Waschsalon zu sortieren, geriet Hannah der Zettel mit der Paragrafen-Notiz in die Hände. Sie stand auf und suchte im Bücherregal, bis sie den Text gefunden hatte. Erbrecht, genauer gesagt: Erbunwürdigkeit von Erben. Das hatte ja gar nichts mit dem Thema, mit dem sie und Ernst sich die Woche zuvor beschäftigt hatten, zu tun. Achselzuckend schlug Hannah das Bürgerliche Gesetzbuch wieder zu, raffte die Wäsche zusammen und verließ das Zimmer.

*

Drei Tage später klopfte es mitten in der Nacht an Hannahs Zimmertür, bereits während des Klopfens riss jemand die Tür auf. Schlaftrunken krabbelte Hannah die Leiter von ihrem Hochbett herunter und stolperte – kaum dass sie die knarrenden Bodendielen betreten hatte – gegen Doreen.

„Sag mal, spinnst du?“, gähnte sie. „Weißt du, wie spät es ist?“

Doreen schwenkte eine Glasflasche vor ihrem Gesicht, die wirren dunklen Locken ein Abbild ihrer Aufregung.

„Was für ein Teufelszeug hast du mir denn da gegeben? Das ist voll mit Arsenik! Wo hast du das her?“

„Bitte?“ Hannah rieb sich den kurzen blonden Schopf, in der Hoffnung, den Schlaf aus ihrem Hirn zu vertreiben. Arsenik? Wo? In Ernsts Bernstein?

Ihre Hände verharrten, noch in ihren Haaren. Langsam hob sie den Kopf und starrte die Flasche an. Dann ließ sie sich gegen die Wand fallen. „Weißt du – weißt du, wie sich eine Arsenik-Vergiftung äußert?“, krächzte sie.

„Wieso? Geht’s dir nicht gut? – Schon gut, war ein Witz. – Krämpfe, Erbrechen ... ach ja, am Toten ist leichter Knoblauchgeruch feststellbar. Habe ich aber auch erst nachgelesen, ist nicht Bestandteil des Lehrplans. Und wo immer du das herhast – ich habe es nie gesehen!“

Doreen drückte Hannah die Flasche in die Hand und ging in die Küche. Kurz darauf hörte Hannah das Wasser rauschen. Doreen duschte, ihr Tagesablauf hatte noch nie irgendwelchen Konventionen entsprochen. Sie hatte offenbar die halbe Nacht im Labor zugebracht und das Pulver analysiert.

Arsenik. Hatte Ernst sich umgebracht? Ein Jahr nach Juttas Tod? Passte das dazu, dass Hannah den Eindruck hatte, er hätte wieder mehr Spaß an verrückten Ideen? Hannah trat an ihren Schreibtisch und starrte im Licht der Straßenlaterne, das durch die hohen Altbaufenster fiel, auf den Zettel. §2339. Erben waren nur in wenigen Fällen erbunwürdig. Einer davon war, wenn sie den Erblasser töteten oder zu töten versuchten.

Hastig lief sie in die Küche, Doreen kämpfte gerade mit der Duschkabine, die mangels Bad dort stand, bis die Tür ratternd nachgab und sich öffnete. „Gib mir mal das Hand... was redest du da? Ermordet? Dein Großonkel?“

Hannah hatte sich auf den Küchenstuhl mit dem zu kurzen Bein fallen lassen und redete auf­geregt auf Doreen ein, die rubbelte sich trocken und hörte sich an, worum es sich bei dem arsenik­haltigen Pulver handelte.

Schließlich wickelte sie sich in ihr Badetuch und schüttelte den Kopf. „Du siehst Gespenster. Überleg doch mal – dein Großonkel war uralt, saß im Rollstuhl, hat zweimal eine Frau verloren, der hat mit Sicherheit Selbstmord begangen. Der Zettel ist Zufall. Ich meine, wenn er den Verdacht hatte, ein Erbe wollte ihn umbringen, hätte er den doch bloß zu enterben brauchen, und der hätte schwupps! kein Motiv mehr gehabt! So ein Staranwalt wie dein Großonkel hätte doch wohl auf den Gedanken kommen müssen.“

„Ja, und warum so kompliziert? Warum begeht er den Selbstmord so, dass man es nur durch Zufall bemerkt? Das macht doch keinen Sinn!“

Doreen griff nach dem Wasserkessel, füllte ihn und setzte ihn auf den Gasherd. „Kriegt irgendjemand eine Lebensversicherung ausgezahlt? Die zahlen bei Selbstmord nicht.“

Hannah nahm ein paar Tassen aus dem Regal über ihrem Kopf. „Nicht dass ich wüsste. Ernst konnte Oliver, also seinen Sohn, nicht ausstehen. Kann mir nicht vorstellen, dass er eine Lebensversicherung zu dessen Gunsten abgeschlossen hat. Ich habe mich schon gewundert, dass er ihn nicht enterbt hat. So wie die sich in der Wolle hatten, dachte die ganze Familie, Ernst setzt Oliver aufs Pflichtteil. Hat er aber nicht getan, hat er mir neulich erst erzählt. Oliver ist der Alleinerbe.“

Doreen goss den Tee auf. „Und damit dein Hauptverdächtiger, oder wie? Hannah, es macht keinen Sinn, einen Achtzigjährigen umzubringen. Die paar Jahre kann man auch noch abwarten. Allerdings solltest du das mit dem Arsenik der Polizei melden.“

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© Wiebke Salzmann